Die Bälle flogen nur so hin und her: Löst Biowasserstoff die Energieproblematik? Ja – oder doch eher nein. Rettet der Verzicht von Fleisch die Welt? Vielleicht – eher nicht – auf keinen Fall. Funktioniert die Entkopplung von Ressourcenverbrauch und Wohlstand? Bei fast jedem Thema haben sich die beiden Diskutanten widersprochen. Und alle beiden hatten jeweils sehr gute Argumente.
Bei einer Frage waren sich Thomas Bauernhansl und Andreas Möller allerdings einig: Innovative Technologie hilft, brennende Fragen wie den Klimawandel, die Energieknappheit oder Hunger und Krankheit zu lösen. Ja, sie ist grundlegend notwendig dafür.
Während Möller der Meinung ist, dass wir uns in einem Wandel befinden, der eher weniger gravierend ist als das, mit dem die Menschen im 20. Jahrhundert in den beiden Weltkriegen umgehen mussten, läuten bei Thomas Bauernhansl angesichts der aktuellen Situation die Alarmglocken. Er spricht von einem fundamentalen Wandel, der jetzt vollzogen werden muss: »Wenn wir jetzt nicht alle Hebel in Bewegung setzen und alle Reserven mobilisieren, wird das nichts mehr mit der europäischen Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit in Sachen digitaler und biologischer Transformation.«
Andreas Möller argumentiert, dass neue Systeme nicht zwangsläufig zu mehr Effizienz führten, sondern die Gesamtverbräuche an Rohstoffen und Energie durch zusätzliche Anwendungen sogar steigerten. Von der Natur lernen zu wollen, führe hier zu »falschen Hoffnungen«. »Wir machen uns insgesamt eine falsche Vorstellung von der Natur, wenn wir Lösungswege oder Konsumprodukte heute hoffnungsvoll als möglichst ‚naturnah‘ bezeichnen. Das ist eine moderne Illusion.« Möller bricht klar eine Lanze für die Tierproduktion als Basis einer Kreislaufwirtschaft mit pflanzlichen Produkten. Den Subsistenzgedanken einer Selbstversorgung lehnt er als Konzept für moderne Gesellschaften ab. Genau wie er historisch Gefahren in einem Übermaß an vorhandenen Rohstoffen sieht. »Zu viel Natur verhindert in diesem Sinne sogar Innovationen«, so seine provokante These.
Die Moderation von WLB-Direktor Rupert Schaab blieb bewusst bei recht allgemeinen Fragen, denn das anwesende Publikum hatte ja kein Expertenwissen. Ein Zuhörer stellte am Schluss dann doch noch die entscheidende Frage: »So, und was ist denn jetzt eigentlich Biointelligenz?« Thomas Bauernhansl holte abermals kurz aus und beschrieb, wie biologische, neuronale Zellen heute in Robotersensoren integriert werden können und so biologische, technische und informatorische Sphären miteinander verschmelzen, miteinander interagieren, sich ineinander integrieren. »Die Maschine lernt riechen und wird zum biointelligenten System.«
Sie, lieber Leser, liebe Leserin, haben es nun leicht. Egal auf welchen Beitrag Sie hier klicken, überall ist mehr oder weniger Biointelligenz drin. Schauen Sie mal!