Mit dem Begriff Biointelligenz ist die Hoffnung verbunden, den Menschen eine ökologisch ausbalancierte, nachhaltige Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu ermöglichen. Dezentrale, hochflexible und adaptive Fertigungsmodule werden die meisten Konsumprodukte komplett verändern. Die Idee ist es, die Module mit selbstlernenden Algorithmen zu koppeln, um regional zur Verfügung stehende biobasierte Materialien aufzubereiten – etwa in Bioreaktoren oder Bioraffinerien – oder direkt zu Produkten mit neuartigen Funktionalitäten zu verarbeiten.
Andreas Möller, Wissenschaftshistoriker und im Hauptberuf Leiter der Unternehmenskommunikation von Trumpf, ist Autor von Büchern zum modernen Naturbild. Sein Sparringspartner ist Thomas Bauernhansl, Stuttgarter Maschinenbauprofessor und Leiter des Fraunhofer IPA sowie Vorstandsvorsitzender des Kompetenzzentrums Biointelligenz. Die beiden führen am 27. Juni in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart ein Streitgespräch zum Thema Biointelligenz. Sie sprechen darüber, ob es nun ein Ausweg oder eine Sackgasse ist, wenn Technik, Daten und Natur miteinander verbunden werden. »Ich bin überzeugt, dass eine nachhaltige bedarfsorientierte Wirtschaftsform möglich ist, bei der Wohlstand vom Ressourcenverbrauch entkoppelt und damit auch das Klima geschützt werden kann – nämlich dann, wenn in Hard- und Software nun auch Bioware integriert wird«, so Thomas Bauernhansl.
Andreas Möller meint dagegen: »Der Ressourcenbedarf wächst – auch und gerade durch neue Technologien.« Und: »Wir verkennen das Wesen der Natur, wenn wir Lösungswege heute hoffnungsvoll als möglichst ›naturnah‹ bezeichnen.«
Ob künstliches Fleisch, das über Nacht im heimischen Küchenschrank als Steak heranwächst, eine nachhaltige Alternative zur klimaschädlichen Rinderzucht darstellt, soll an diesem Abend ebenso diskutiert werden wie Fragen um personalisierte Medikamente und Therapien, oder ob automatisierte KI-gesteuerte Bioreaktoren die Grundlage für kleine dezentrale Bioproduktionseinheiten darstellen können, die heutige weltumspannende Lieferketten obsolet machen.
Wählen Sie sich in den digitalen Saal ein oder kommen Sie in die Württembergische Landesbibliothek und stellen Sie Ihre Fragen zu diesem kontroversen Thema!