Viren gelten als wichtige Werkzeuge zur Entwicklung neuer Therapeutika gegen Krebs. Am 12. Oktober 2023 erhielt das Fraunhofer IGB den Zuwendungsbescheid für den Aufbau einer Außenstelle »Virus-basierte Therapien«. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert die Außenstelle für insgesamt fünf Jahre. Neue Laborräume wurden in der Region Oberschwaben gesucht und im April 2024 bezogen. Ein Besuch in Biberach, wo IGB-Virusforscherin Susanne Bailer mit ihrem Team neue Technologien zur Herstellung und Testung viraler Therapeutika entwickelt.
Wenn ich den Ortsnamen Biberach höre, dann klingt mir zuerst das Lied der »schwäb’schen Eisenbahn« im Ohr: »Schtuagart, Ulm und Biberach, Meckabeure, Durlesbach!« – bis nach Durlesbach sind wir nicht gefahren, dafür ging es an einem sonnigen Tag Anfang Juni für mich zum ersten Mal zu unserer neuen Außenstelle – und das auf direktem Weg von Stuttgart über Ulm nach Biberach an der Riß.
Aufbruchstimmung
Ich freue mich auf den Termin. Denn seit der Übergabe des Zuwendungsbescheids am 12. Oktober 2023 durch Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut herrscht rund um die neue Außenstelle »Virus-basierte Therapien«, die quasi der Abteilung »Virus-basierte Technologien« am Fraunhofer IGB entspringt, eine Aufbruchstimmung, die bis zu mir in die Öffentlichkeitsarbeit geschwappt ist.
Viren zur Behandlung von Krankheiten: Wie geht das?
Ich habe mal bei den Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft nachgefragt: Viren sind ein Hoffnungsträger für die Medizin – denn sie versprechen neue Möglichkeiten zur Behandlung von Krebs- und Erbkrankheiten.
Prof. Dr. Susanne Bailer leitet die Abteilung »Virus-basierte Technologien« am Fraunhofer IGB. Sie und ihr Team sind überzeugt vom enormen Potenzial der Viren. Sie widmen ihre Forschung daher der Entwicklung neuer Technologien für die Herstellung und Erprobung Virus-basierter Behandlungen von Krankheiten. Das Ziel: Die innovativen Therapien für betroffene Patienten verfügbar machen.
Der jüngste Erfolg: Das »Team Bailer« hat eine onkolytische (also krebsbekämpfende) Virusplattform, genannt »TheraVision«, in der Fachzeitschrift »Molecular Therapy Oncology« veröffentlicht. Genauer beschrieben ist die Programmierung von Viren zu einer Plattformtechnologie übrigens im Blogbeitrag »Therapeutische Viren – ganz biointelligent«.
Mit der neuen Außenstelle in Biberach erreichen Prof. Dr. Susanne Bailer und ihr wachsendes Team einen Meilenstein in der Entwicklung Virus-basierter Technologien zur Therapie von Krebs- und Erbkrankheiten. Dort sollen nun auch bestehende Virus-Plattformen – also spezielle Viren, die Forschende so verändern, dass sie bei der Behandlung von Krankheiten helfen können – optimiert werden.
Erste Einblicke in die neue Außenstelle
Als Wissenschaftskommunikatorin hatte ich die Ehre, nach dem Einzug im April 2024 die ersten visuellen Lebenszeichen der neuen Außenstelle einzufangen. In fünf Bildern erzähle ich etwas über unsere neue Außenstelle, die sich die Forschung an therapeutischen Viren gegen Krebs- und Erbkrankheiten zum Ziel gesetzt hat und die Grundlagen schaffen will, um die neuen Technologien im Schulterschluss von Forschung und industrieller Anwendung bis zum Patienten voranzubringen.
5 Bilder, 5 Fakten
Die neue Außenstelle befindet sich im brandneuen Gebäude des Innovations- und Transferzentrums ITZ Plus.
Das liegt im Industriegebiet Aspach im schönen Biberach an der Riß. Als Nachbarn im Gebäude sind sowohl Arbeitsgruppen der Hochschule Biberach als auch Start-up-Unternehmen angesiedelt, was ideale Bedingungen für einen diversen wissenschaftlichen Austausch bietet.
Ein weiterer Standortvorteil: die neue Außenstelle liegt inmitten des »BioPharma Cluster South Germany«, in dem grundlagenorientierte und angewandte Forschungseinrichtungen sowie global erfolgreiche Unternehmen gebündelt sind. Zusammen bilden sie alle Teile der biopharmazeutischen Wertschöpfungskette ab.
»Im BioPharma Cluster South Germany haben wir hervorragende Möglichkeiten, mit akademischen und industriellen Partnern bei der Entwicklung neuer Virustherapeutika bis hin zur Translation in die Klinik zusammenzuarbeiten.« – Prof. Dr. Susanne Bailer
Unsere Forschenden in Biberach arbeiten an der Entwicklung Virus-basierter Technologien zur Therapie von Krebs- und Erbkrankheiten.
Dabei arbeiten sie an der Schnittstelle zwischen akademischer Forschung und Industrie. Neben klassischer Grundlagenforschung sind unsere Forschenden schwerpunktmäßig im Bereich der angewandten Forschung tätig. Die Forschungsinteressen fokussieren sich sowohl auf das sogenannte Virus-Engineering als auch auf die Entwicklung von Produktionsprozessen sowie Methoden zur In-Prozess-Analytik während der Herstellung Virus-basierter Therapeutika.
Unsere hochmodernen Labore entsprechen höchsten Qualitätsstandards.
Unsere neu eingerichteten Labore sind mit modernstem Laborequipment ausgestattet. Die Genehmigungen für Arbeiten mit Infektionserregern, Tierseuchenerregern und gentechnisch veränderten Organismen liegen bereits vor. So können die durch das Regierungspräsidium Tübingen bewilligten Arbeiten zur Entwicklung Virus-basierter Therapien konkret umgesetzt werden.
Prof. Dr. Susanne Bailer leitet die neue Außenstelle.
Die Biologin forscht bereits seit über 20 Jahren an Viren und seit 12 Jahren am Fraunhofer IGB – ihre Forschungsschwerpunkte reichen vom Virus-Engineering über PCR- und Array-Technologien bis hin zu Herpesviren und ihrer Infektionsbiologie. Damit baute sie ein neues Feld der Fraunhofer-weiten Gesundheitsforschung auf. Seit 2019 leitet sie am Fraunhofer IGB die Abteilung »Virus‑basierte Technologien«.
Dank vereinter Expertise erreichen wir in kurzer Zeit hochwertige Forschungsergebnisse.
Unser wachsendes Team in Biberach umfasst Mitarbeitende unterschiedlichster Fachrichtungen. Neben Postdocs aus den Bereichen Virus-Engineering, Zelllinienentwicklung sowie Produktion und Aufreinigung arbeiten erfahrene Ingenieure und Ingenieurinnen für uns.
Der Standort Biberach steht in engem Austausch mit unserer Hauptstelle des Fraunhofer IGB in Stuttgart. Die standortübergreifende Zusammenarbeit erweitert nicht nur unser fachliches Know-how, sondern auch unser methodisches Repertoire, was letztlich zu einer beschleunigten Forschung und Entwicklung Virus-basierter Therapeutika beiträgt.
Auch für Studierende sind wir eine attraktive Anlaufstelle: Wir begleiten Abschlussarbeiten – dabei bieten wir Einblicke in unsere Forschung und die Möglichkeit, an innovativen Forschungsprojekten mitzuwirken.
Bis bald in Biberach!