Quo vadis Deutschland 2040? Visionen einer biointelligenten Wertschöpfung

Wie könnte die biointelligente Wertschöpfung im Jahr 2040 in Deutschland aussehen? Diese Frage haben wir im Rahmen des InBenBio-Projekts mithilfe der Szenariotechnik erforscht. Zusammen mit Expertinnen und Experten aus Forschung und Wissenschaft haben wir in einem visionären und gestalterischen Austauschprozess vier Szenarien entwickelt, die verschiedene Entwicklungswege für die biointelligente Wertschöpfung aufzeigen. Die Szenarien stellen keine besonders wahrscheinlichen, sondern prinzipiell mögliche, nicht abschließende und vorstellbare Zukunftsperspektiven dar. Sie unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihrer Innovationskraft und dem Umsetzungsgrad biointelligenter Technologien (siehe Abbildung 1). In diesem Beitrag erfolgt eine kurze zusammenfassende Beschreibung dieser Szenarien, um mögliche Zukünfte der biointelligenten Wertschöpfung in Deutschland darzustellen.

Abbildung 1: Einordnung der Szenarien in verschiedene Entwicklungswege für die Implementierung einer biointelligenten Wertschöpfung in Deutschland. / Quelle: Silke Langanki

Szenario I: Deutschland als Rennpferd

In diesem Szenario galoppiert Deutschland mit voller Kraft in eine nachhaltige biointelligente Zukunft. Als Technologieführer hat Deutschland innovative biointelligente Produkte entwickelt, die weltweit Anerkennung finden. Die Regierung schafft förderliche Rahmenbedingungen und ein dynamisches Innovationsökosystem. Dieses Szenario zeigt, wie Deutschland eine Kreislaufwirtschaft etabliert und seine Abhängigkeit von Importen und fossilen Ressourcen reduziert. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik trägt zur Verbreitung biointelligenter Innovationen bei. Die Gesellschaft unterstützt biointelligente Technologien als Mittel zur Erhaltung des Lebensstandards.

Szenario II: Deutschlands beharrlicher Kurs eines Ochsen

Deutschland positioniert sich als Preisführer im Markt für biointelligente Technologien. Durch effiziente Produktionsprozesse erreicht es einen breiten Absatzmarkt. Die staatliche Lenkung fördert die Entwicklung, während private Investoren zögerlich bleiben. Die Gesellschaft ist ethisch gespalten, was die Akzeptanz von biointelligenten Technologien beeinträchtigt. Obwohl Deutschland nicht führend in der Technologie ist, sichert es seine Position in einer biointelligenten Zukunft durch einen strategischen Marktzugang.

Szenario III: Deutschlands Faultierblick auf eine biointelligente Zukunft

In diesem Szenario zeigt Deutschland, trotz eines wachsenden internationalen Interesses und weltweit steigenden Investitionen, eine passive Haltung gegenüber biointelligenten Technologien. Diese Zurückhaltung entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel von politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren. Begrenzte finanzielle Unterstützung und politische Ausrichtung auf traditionelle Industrien hemmen die Entwicklung. Deutschland ist stark von externen Ressourcen abhängig und leidet unter übermäßiger Regulierung. Die negative gesellschaftliche Einstellung verstärkt die Zurückhaltung gegenüber biointelligenten Technologien. Durch den Faultierblick Deutschlands bleiben Potenziale für Innovation und wirtschaftlichen Wandel ungenutzt.

Szenario IV: Das deutsche Huhn und die Körner der biointelligenten Wertschöpfung

Unternehmen treiben die Entwicklung der biointelligenten Wertschöpfung voran, konzentriert auf spezifische, der Biotechnologie bereits bekannten Bereiche wie Nahrungsmittel, Medizin und Pharmazie. Deutschland positioniert sich als führender Anbieter in diesen Bereichen. Internationale Kooperationen und Innovationsnetzwerke sind entscheidend, um die deutsche Ressourcenknappheit auszugleichen. Die Gesellschaft akzeptiert biointelligente Technologien vor allem aus wirtschaftlichen Gründen. Die Entwicklungen in diesem Szenario werden maßgeblich von Unternehmen getrieben. Diese spalten sich jedoch in solche, die den Wandel überstehen und solche, die in der Biointelligenz keinen Halt finden und langfristig vom Markt verschwinden.

Fazit: Ein Blick in die Zukunft

Diese Visionen verdeutlichen die Komplexität und Vielfalt der Wege, die Deutschland auf dem Weg zur biointelligenten Wertschöpfung beschreiten kann. Es bleibt spannend zu sehen, ob sich eines der hier dargestellten Szenarien oder vielleicht sogar eine andere Kombination in den kommenden Jahren manifestieren wird und welche Rolle Deutschland dabei international einnimmt. Die Herausforderungen sind real, doch die Chancen und Potenziale für eine nachhaltige und innovative Zukunft sind greifbar nah. Das detaillierte Betrachten der Szenarien kann Unternehmen in Ihrer Vorbereitung auf die mögliche Entwicklung der Biointelligenz eine Hilfestellung sein.

Die verschiedenen Szenarien weisen einige Schlüsselfaktoren auf, die zu einer erstrebenswerten, nachhaltigen und innovationsgetriebenen biointelligenten Zukunft beitragen können, wie unter anderem die Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen, die Gestaltung eines klaren Narrativs, gesellschaftliche Akzeptanz, internationale Zusammenarbeit und (Weiter-)Bildungs- und Qualifikationsprogramme.

Eine ausführliche Betrachtung der Szenarien und weitere Informationen zum methodischen Vorgehen finden Sie in der Broschüre „Bechmark Biointelligenz: Stand und Perspektiven einer nachhaltigen industriellen Wertschöpfung“.

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